Der deutsche Bücherherbst wird auch von Autoren aus Québec bereichert: Bei dtv erschien Denis Thériaults preisgekrönter Roman Siebzehn Silben Ewigkeit. DuMont veröffentlichte Rawi Hages Buch Als ob es kein Morgen gäbe, das für die Shortlist des Internationalen Literaturpreises 2009 nominiert war.
Denis Thériault, <i>Siebzehn Silben Ewigkeit</i>, dt. Übers. von Saskia Bontjes van Beekbeim, dtv, München 2009
Siebzehn Silben Ewigkeit ist der zweite Roman von Denis Thériault. Das Original erschien bereits 2005 unter dem Titel Le facteur émotif und wurde 2006 mit dem Prix littéraire Canada-Japon ausgezeichnet. Ins Deutsche übertragen wurde der Roman, der auch als Hörbuch erhältlich ist, von Saskia Bontjes van Beekbeim.
Protagonist von Siebzehn Silben Ewigkeit ist der 27-jährige Briefträger Bilodo, der zurückgezogen in Montréal lebt. Aus der ihm anvertrauten Post fischt er regelmäßig interessant erscheinende Briefe heraus, öffnet sie zu Hause und träumt sich in das Leben Unbekannter. Ein Briefwechsel zwischen einem Mann aus seiner Nachbarschaft und einer jungen Frau aus Guadeloupe hat es ihm besonders angetan. Die Briefe sind im traditionellen japanischen Haiku, der kürzesten Gedichtform der Welt, verfasst. Als der Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, schlüpft Bilodo in dessen Rolle. 17 Silben, die dem Haiku zugrunde liegen, stehen in diesem Werk für den Kreislauf des Lebens.
Die Québecer Tageszeitung Le Devoir bezeichnete Denis Thériaults Roman als „philosophische Erzählung, die besonders durch ihre lyrische Sprache und packende Fantasie besticht“. Der Autor wurde 1959 in Sept-Îles an der Nordküste des Sankt-Lorenz-Golfs geboren und studierte Psychologie in Ottawa. Bevor er zu schreiben begann arbeitete er als Schauspieler und Theaterregisseur. Heute lebt er in Montréal und bereitet gerade seinen dritten Roman vor.
Große Aufmerksamkeit erhielt in diesem Herbst auch der bereits im Februar im DuMont Buchverlag in deutscher Übersetzung erschienene Roman Als ob es kein Morgen gäbe (Originaltitel: De Niro’s Game, dt. Übersetzung Gregor Hens). Das Werk des in Montréal lebenden Schriftstellers Rawi Hage schaffte es auf die Shortlist des diesjährigen Internationalen Literaturpreises, der vom Berliner Haus der Kulturen der Welt im September verliehen wurde. Der hoch dotierte Literaturpreis zeichnet herausragende Neuerscheinung internationaler Gegenwartsliteratur und ihre deutsche Übersetzung aus.
Als ob es kein Morgen gäbe schildert ungeschönt das Schicksal zweier junger Männer, die im Bürgerkrieg im Libanon mehrere Familienangehörige und Freunde verlieren und sich ihrem Schicksal stellen. Der Autor erlebte den libanesischen Bürgerkrieg am eigenen Leib. Er wurde 1964 geboren und wuchs in Beirut und auf Zypern auf. 1982 ging er nach New York, wo er Fotografie studierte. Seit 1991 lebt er als freischaffender Künstler und Autor in Montréal.